Schüler retten Leben

von Darius Pasdar

Es ist mucksmäuschenstill in der Turnhalle - man möchte nicht meinen, dass mehrere Dutzend Achtklässler hier gerade Unterricht haben. Die einzigen Geräusche sind das rhythmische Klicken der Reanimationspuppen und vereinzelt ist angestrengtes Schnaufen zu hören. Auf dem Programm heute steht „Leben retten“. Dass das kinderleicht ist, hat Ausbilder Thomas Steuber zuvor referiert und mit kurzen Videosequenzen in die vereinfachte Laienreanimation eingeführt. Nun beugen sich die Schüler über ihre Übungspuppen und massieren hochkonzentriert „Herzen“ im Takt.

Deutschland rangiert auf dem vorletzten (!) Platz der EU was die Überlebenschance nach Kreislaufstillstand angeht – nur in Rumänien ist die Überlebenschance schlechter. Warum? Weil sich zu wenige Laien trauen sofort zu reanimieren (1). Eine wirksame Laienreanimation verdoppelt bis verdreifacht die Überlebenschance. Das betrifft ca. 60.000 Bundesbürger pro Jahr. Nachdem in den letzten Jahrzehnten verschieden Projekte nicht die erwünschte Wirkung in der Breite der Bevölkerung gebracht haben, wird die vereinfachte Laienreanimation nun auf Initiative der Kultusminsterien der Länder in die Schulen getragen: Das KM Baden-Württember kaufte für viel Geld Reanimationspuppen, die den Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt werden, bei denen ein Lehrer als Ausbilder qualifiziert wurde.

„Ich bin schockiert, dass in Deutschland so viele Menschen unnötig sterben werden und freue mich, dass wir unseren Schülern die Handgriffe zeigen, die Leben retten“, sagt Lehrer Ronald Kotterer, die selbstverständlich mitgeübt hat. Seine Kollegin Gudrun Hess meint: „Ich bin überrascht, wie kompetent die Schüler das umgesetzt haben und wie konzentriert sie bei der Sache waren.“ Die Formel um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen lautet: „Prüfen, Rufen, Drücken“ - Bewusstsein und Atmung prüfen, um Hilfe rufen und den Notruf 112 wählen und dann ohne zu zögern mit der Herzdruckmassage beginnen. „Der einzige Fehler, den man machen kann, ist nicht zu beginnen!“ meint Thomas Steuber. 
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(1) Im Jahr 2015 wurde nur bei knapp 34 Prozent aller Herz-Kreislauf-Stillstände eine Reanimation durch Laien begonnen (2014: 31 Prozent; 2013: 28 Prozent; 2012: 20 Prozent; 2011: 18 Prozent; 2010: 14 Prozent); Quelle: Deutsches Reanimationsregister. www.reanimationsregister.de 

"Löwen Retten Leben" ist eine Initiative von: Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V.; Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V.; Stiftung Deutsche Anästhesiologie, DRK, Kultusministerium BaWü 
Homepage des Projektes:
www.loewen-retten-leben.de 

Interaktive Übersichtskarte mit den beteiligten Schulen
www.schulsanitaetsdienst.com/statistik/lrl-schulen-bw/
 
Fotos & Text: Thomas Steuber

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