Was ist Soziales Engagement? Bericht der Badischen Zeitung vom 19.11.11 zum Sozialen Lernen
Der neue Bildungsplan von 2004 sieht u. a. als Regelangebot der Realschulen in Baden-Württemberg vier so genannte Themenorientierte Projekte (TOP) vor. Diese sind
- Technisches Arbeiten (TA),
- Wirtschaft, Verwalten, Recht (WVR),
- Berufsorientierung (BORS)
- Soziales Engagement (SE).
Das TOP Soziales Engagement hat das Ziel, Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Menschen zu wecken und zu fördern. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutet dies, eigene Stärken und Schwächen kennen zu lernen, ihre Kommunikationsfähigkeit zu erweitern, ihre Teamfähigkeit zu verbessern und dadurch ihre Verhaltenssicherheit zu erwerben und die eigene Sozial-kompetenz zu stärken. Vom praktischen Arbeiten über soziale Erfahrungen bis hin zu Einblicken in die Berufs- und Arbeitswelt erhalten die Schülerinnen und Schüler dabei vielfältige Lernchancen. Der Umgang mit Realsituationen stärkt die Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit der Realschule und der Region.
Welche Kompetenzen sollen die Schülerinnen und Schüler erwerben? Die Schülerinnen und Schüler können
- eigene soziale Fähigkeiten erkennen und für andere einsetzen;
- durch ihr Verhalten gemeinschaftliches Leben in ihrem Umfeld fördern;
- ihre Klassen- und Schulgemeinschaft als soziales Gefüge begreifen und lernen förderliche Einwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für die Gemeinschaft kennen und einzusetzen;
- soziale Einrichtungen erkunden und darstellen;
- Über ihr soziales Engagement reflektieren und es dokumentieren;
- zu sozialem Engagement einen eigenen Standpunkt einnehmen und darüber reflektieren (Bildungsplan 2004, S. 180f.).
Wie wird SE an der Realschule am Giersberg durchgeführt?
Die Realschule Kirchzarten führt seit vergangenem Jahr so genannte Kompakttage durch, d.h. an zwölf Tagen im Schuljahr (2+5+3+2) wird der reguläre Unterricht nach Stundenplan ausgesetzt und die Schülerinnen und Schüler bearbeiten themenorientierte Projekte. Es hat sich gezeigt, dass eine zweitägige Einführung bzw. Sensibilisierung für diese Thematik SE sinnvoll ist. Hierbei wird mit den Schülerinnen und Schülern über die Begrifflichkeit SE diskutiert und es werden soziale Einrichtungen in der Region sowie die damit verbundenen Berufe und Tätigkeiten benannt. Es finden Diskussionen zu einzelnen Schwerpunktthemen zu SE statt, ein interessanter Film mit dem Titel „Was heißt eigentlich behindert″ wird betrachtet und dient als Impuls für weitere Diskussionen und Fragen. Somit haben die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit sich allmählich an die mit SE verbundene Thematik heranzutasten.
Am zweiten Tag steht dann das „Tasten″ im Mittelpunkt. In diesem Jahr konnten wir mit der Sehbehinderten Schule in Waldkirch kooperieren und hatten Unterstützung von Herrn Wagner, der dort als angehender Sonderschulpädagoge gerade ein Praktikum durchführte und auch privat im Behindertensport als Trainer tätig ist. Er berichtete engagiert über seine Arbeit und unterstütze seinen Vortrag mit anschaulichem Material. Nach ersten Aha-Erlebnissen seitens der Schülerinnen und Schüler wurden sie im Anschluss daran selbst aufgefordert mit verbundene Augen und einem Stab, sowie mit Hilfe eines Partners einen einfachen Blindenparcours zu durchlaufen. Nach einer kurzen Reflexion durchliefen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Stationen, an denen alltägliche Situationen nun durch eine gestellte Sehbehinderung verfremdet waren. Dies wurde mit sog. Simulationsbrillen, die versuchen Sehbehinderungen nachzuahmen, durchgeführt.
Später wurde mit den Jugendlichen ein Traineeprogramm zum richtig bewerben durchgeführt (Leitfragen: „Was sage ich, wenn ich mich um eine SE-Praktikumsstelle bewerbe?″ „Wie stelle ich mich am ersten Tag vor?″ usw.). Die Schülerinnen und Schüler bekamen eine Liste mit sozialen Einrichtungen zur Hand und hatten nun ca. vier Wochen Zeit, sich selbst eine Stelle zu suchen, was jedem einzelnen auch gelang.
Die Schülerinnen und Schülerinnen arbeiteten zumeist in Altenheimen, Kindergärten sowie Grundschulen in der Region und fungierten dort als Assistent des Hausmeisters, der Erzieherin, der Lehrerin, des Kochs oder des Altenpflegers. Sie wurden von der betreuenden Lehrperson besucht und es fanden Gespräche zwischen Schüler, Betreuer und Lehrer statt.
Am Ende erhielten alle den einheitlichen Bewertungsbogen vom Praktikumsbetreuer ausgefüllt zurück, der mit der Gestaltung des Praktikumsberichts eine Note ergibt.
Für Schülerinnen und Schüler, die sich für den Tätigkeitsbereich eines Sanitäters interessieren, wird zudem ein spezieller Kurs angeboten mit externer Unterstätzung eines Sanitäters, bei dem die Schüler während der Kompakttage die Ausbildung zum Jugendsanitäter erhalten. Diese ehrenamtlichen Schülerhelfer sind fester Bestandteil unserer Schule.
An den zwei bzw. drei darauf folgenden Einzeltagen besuchen wir mit den Schülerinnen und Schüler gemeinsam verschiedene soziale Einrichtungen in der Region.